Rettungszentrum soll im September 2011 fertig sein
Millionen-Projekt am Senator-Schwartz-Ring in Soest hat durch die Integrationvon Polizeileitstelle und Veterinärdienst Pilotcharakter über den Kreis hinaus
Läuft alles nach Plan, gehen nur noch etwa 20 Monate ins Land, bis das neue Kreis-Rettungszentrum am Senator-Schwartz-Ring in Soest seiner Bestimmung übergeben werden kann. Schon im kommenden Juli soll der erste Spatenstich erfolgen, die Einweihung dann im September 2011 sein. "Das ist ein sportliches Ziel", formulierte Landrätin Eva Irrgang, als sie gestern in der alten Befehlsstelle im Bunker unter dem Kreishaus Details des Projektes vorstellte. Doch wie sie das Partner-Unternehmen Derwald aus Dortmund kenne, "wird der Termin noch unterboten".
Politisch nach wie vor umstritten, wird das etwa 18-Millionen-Euro-Objekt bekanntlich in Public-Private-Partnership (PPP) realisiert, in diesem Fall in Zusammenarbeit zwischen dem Kreis Soest und der Firma Derwald. Das 1955 gegründete Dortmunder Bauunternehmen erhielt im Dezember vergangenen Jahres den Zuschlag; im Rennen waren zunächst fünf Bieter.
Die Vorfreude auf das Projekt war bei der gestrigen Pressekonferenz (ein zunächst geplantes Medien-Treffen am 13. Januar musste verschoben werden) fast mit Händen zu greifen. Landrätin Eva Irrgang, die bis Herbst 2009 für den Rettungsdienst zuständige und jetzt in den Bereich Jugend, Schule und Soziales gewechselte Dezernentin Maria Schulte-Kellinghaus, aber auch Polizeidirektor Manfred Dinter und Vize-Kreisbrandmeister Bernhard Loer priesen das Vorhaben unisono. Zu den eigentlichen Investitionskosten in Höhe von rund 15,8 Mio. Euro gesellen sich weitere knapp 2,4 Mio. für eine neue Leitstellentechnik. Pro Monat kommen auf den Kreis Ratenzahlungen in Höhe von 125 000 Euro zu. Der größte Teil dieser Summe werde aber refinanziert, hieß es.
In das neue Gebäude mit einer Bruttogrundfläche von rund 6000 Quadratmetern und einem Brutto-Rauminhalt von 35 000 Kubikmetern ziehen die Rettungswache Soest, die Leitstelle für Rettungsdienst, Feuer- und Katastrophenschutz, das Sachgebiet Verwaltung der Abteilung Rettungsdienst, Feuer- und Katastrophenschutz, die Abteilung Veterinärdienst mit ihren rund 20 Mitarbeitern, die Kreisfeuerwehrzentrale - sowie die Polizeileitstelle. Die räumliche Zusammenführung von Rettungsdienst- und Polizeileitstelle unter einem Dach würdigten die Landrätin und Polizeidirektor Dinter als einmalig in NRW. "Das Land steht zu seiner Finanzierungszusage", versicherte Dinter. Sogar bundesweit Pilotcharakter besitzt laut Maria Schulte-Kellinghaus die Zuordnung des Veterinärdienstes zu einem Rettungszentrum. Aus triftigem Grund, wie die Dezernentin unterstrich. "Im Schnitt hatten wir in letzter Zeit alle zwei Jahre eine Tierseuche. Da ist es sinnvoll, das Krisenmanagement zu bündeln." Bisher mussten sich zum Beispiel Tierärzte und Helfer, die bei einer Tierseuche im Einsatz waren, in schulischen Gebäuden desinfizieren. Künftig wird das zentral im neuen Rettungszentrum möglich sein. Dort kann auch die Desinfektion der Fahrzeuge stattfinden.
Die Politik sei in das Projekt durch eine Steuerungsgruppe stets eingebunden gewesen, betonte Landrätin Irrgang. Die Vorteile für den Kreis-Etat dank PPP-Variante bezifferte die Verwaltungschefin mit knapp 3,9 Mio. Euro - bezogen auf 25 Jahre Laufzeit. Dezernentin Schulte-Kellinghaus hob hervor, dass zusätzliche Investitionen allein der Unterstützung der heimischen Freiwilligen Feuerwehren dienten. Die bisherige Atemschutzstrecke sei zum Beispiel ebenso erneuerungsbedürftig wie die an die Grenzen ihrer Kapazitäten gelangte Schlauchpflegerei, ergänzte Vize-Kreisbrandmeister Loer. Die Zusammenführung diverser Sparten des Katastrophenschutzes, zeigte sich Schulte-Kellinghaus überzeugt, verbessere die Zusammenarbeit und wirke sich positiv für die Bürger aus, "und zwar nachhaltig und zukunftssicher".