"Xynthia" wütete nicht ganz so heftig wie "Kyrill"

29-jährige Beifahrerin in Soest leicht verletzt, als Fahnenmast aufs Auto fiel Chef des Forstamtes: "Wir sind mit blauem Auge davongekommen

KREIS SOEST   "Sturmtief Xynthia", zog der Kreis gestern Bilanz eines witterungsmäßig sehr unruhigen Sonntages, "wütete heftig" - zum Glück aber offenbar nicht ganz so wild wie der berüchtigte Orkan "Kyrill" Mitte Januar 2007.

Während die Feuerwehr damals kreisweit mehr als 700-mal ausrückte, wurden im Zusammenhang mit "Xynthia" bis Sonntagabend rund 120 Einsätze gezählt. Abgesehen davon, dass in Soest eine 29-jährige Beifahrerin durch Splitter der Seitenscheibe leichte Blessuren erlitt, als der Fahnenmast eines Baumarktes auf das Auto fiel, kam niemand ernsthaft zu Schaden. 2007 hatte eine Autofahrerin in Lippstadt ihr Leben verloren, nachdem ein Baum auf ihren Wagen gestürzt war.

Die Leitstelle der Polizei arbeitete von Sonntag, 13 Uhr, bis Montag, 6 Uhr, 167 Einsätze ab - normalerweise sind es in diesem Zeitraum 50 bis 60. Allein 75-mal mussten die Ordnungshüter wegen der "Xynthia"-Folgen in Aktion treten, etwa um Einsätze zur Beseitigung umgestürzter Bäume abzusichern. Fünf Unfälle gingen auf das Konto des Sturmtiefs. Abgesehen von dem Unfall in Soest mit einer leicht verletzten 29-Jährigen blieb es jedoch bei Sachschäden, so Polizeisprecher Winfried Schnieders. Einige der gesperrten Straßen konnten erst im Verlauf des Montags wieder freigegeben werden.

Was den heimischen Wald betrifft, hatte "Xynthia" längst nicht so gravierende Folgen wie "Kyrill", zog der Chef des Regionalforstamtes Soest-Sauerland, Hubert Schümmer, ein erstes Fazit. "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen", meinte der Fachmann. "Kyrill" sei "drei Hausnummern größer gewesen". Am Montag hatten die Förster zunächst einmal alle Hände voll damit zu tun, Waldwege von einzelnen umgestürzten Bäumen zu befreien. Nachdrücklich mahnte Schümmer alle Bürger, die es in den nächsten Tagen zu Spaziergängen in den Wald zieht, zu besonderer Vorsicht. Von Bäumen könnten als Folge des Sturms weiterhin Äste abbrechen. Auch sei nicht auszuschließen, dass der ein oder andere Baum doch noch umstürze.

Die Züge der Eurobahn verkehrten ab Montagmorgen wieder fahrplanmäßig. "Ab 19 Uhr hatten wir am Sonntag den Betrieb wegen des Sturmes eingestellt", erläuterte Pressesprecher Marco Vogel. Keiner der Triebwagen vom Typ "Flirt" sei "Xynthia"-geschädigt, "wir sind sehr gut davongekommen", klang Vogel erleichtert.

Die Feuerwehr war am Sonntag kreisweit mit 466 Aktiven im Einsatz. Besonders sehnsüchtig wurden die Helfer im Raum Rüthen, Wickede und Möhnesee von Personen erwartet, die in ihren Autos eingeschlossen wurden, als vor oder hinter ihnen entwurzelte Bäume die Straße blockierten. Die Feuerwehrleute zersägten die Bäume und machten so den Weg wieder frei. Mehrere Straßen im Kreisgebiet wurden gesperrt, darunter auch Teile der Kreisstraße 45 und der Schneringer Berg in Rüthen. In Esbeck riss der Sturm eine Stromleitung ab, was dort zeitweilig für einen Blackout sorgte.

Größere Schäden an Landes- und Bundesstraßen sind Michael Pater in seinem Zuständigkeitsbereich nicht aufgefallen. Einige Verkehrsschilder seien weggeflogen oder von dem starken Sturm umgeknickt, lautet die Bilanz des Leiters der Straßenmeisterei der Regionalniederlassung Sauerland-Hochstift in Erwitte.

Im Vergleich mit anderen Regionen des Regierungsbezirks Arnsberg kam der Kreis Soest noch mit am glimpflichsten davon, bestätigte die Pressesprecherin der Bezirksregierung, Julia Beuerlein. Allerdings habe sich "Xynthia" auch in den stärker betroffenen Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein sowie im Märkischen Kreis längst nicht so zerstörerisch gebärdet wie vor gut drei Jahren "Kyrill".

Dass "Xynthia" auch jede Menge Wasser im Gepäck hatte, dokumentiert die digitale Wetterstation des Landwirtschaftszentrums Haus Düsse. Übers Wochenende registrierte sie 25 Liter Regen pro Quadratmeter, von denen das Gros am Sonntag fiel, so Holger Huffelmann. Er betreut die Wetterstation. Die Regenmenge entspricht dem halben Monatssoll. Der Februar gilt als einer der trockensten Monate im Jahr mit gerade einmal 50 Litern Niederschlag im langjährigen Durchschnitt.