Die Nagelmeiers - Eine Familie brennt fürs Ehrenamt

Mehr Ehrenamt geht kaum: Bald in der dritten Generation sind die Familie Nagelmeier und Personen aus der nahen Verwandtschaft der Geseker Feuerwehr verbunden, stellen unter anderem drei Leiter (ehemals Stadtbrandmeister). Über die Jahrzehnte waren einzelne Familienmitglieder immer wieder an richtungsweisenden Ereignissen der Wehr beteiligt, machten in dieser Zeit auch einige Veränderungen des Ehrenamts mit.

Den ersten Bezug zur Geseker Feuerwehr gab es, noch bevor der erste Abkömmling den aktiven Dienst aufnahm, wie der Familienälteste Eberhard Nagelmeier gegenüber unserer Zeitung erzählt: „Mein Vater Heinrich hat im Jahr 1969 die Festschrift zum 75-jährigen Bestehen geschrieben. Ich bin 1972 eingetreten. Ein damaliger Nachbar hat mich dazu überredet.“ In der Folgezeit motiviert Eberhard Nagelmeier dann selbst immer wieder Familienmitglieder zum Eintritt in die Feuerwehr. Anfang der 80er-Jahre folgt sein Neffe Malte Wiesner.

Debatte um Frauen in der Wehr

1990 wird Eberhard Nagelmeier, der hauptamtlich Tätigkeiten im Rettungsdienst nachging, dann zum Stadtbrandmeister ernannt. Seine eigene Begeisterung für das Ehrenamt färbt auch auf seine Frau Gertrud ab, was zwei Jahre später für Furore auf der Wache sorgt. „Als meine Frau gemeinsam mit zwei Freundinnen eintreten wollte, sind wir innerhalb der Mannschaft auf große Gegenwehr gestoßen. Heute ist es selbstverständlich, dass Frauen in der Feuerwehr aktiv sind.“ Ein wichtiger Schritt, wie auch der aktuelle Leiter Florian Nagelmeier, Sohn vom ehemaligen Stadtbrandmeister, betont: „Diese drei Damen haben den Weg geebnet für die späteren weiblichen Mitglieder.“ Heute sind es 14 an der Zahl von ungefähr 160 Einsatzkräften.

Mit der Einführung der Jugendfeuerwehr 1995 wird der Standort Geseke ein weiteres Mal verändert und wieder ist ein Familienmitglied aus dem Hause Nagelmeier mitverantwortlich. „Ich war damals Gründungsmitglied, als unter der Führung von Jugendwart Franz-Georg Müller die neue Jugendabteilung eingerichtet wurde“, erzählt Florian Nagelmeier. In den Jahren danach folgen auch noch seine Brüder Fabian Nagelmeier und Michael Voß, der – mit einer kurzen Unterbrechung – seit 2004 für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Feuerwehr zuständig ist. Bis 2015 war auch der Älteste der vier Brüder Christian Nagelmeier aktiv.

Ihr Vater füllte den obersten Posten der Feuerwehr bis 2005 aus. Stolz ist dieser bis heute auf das Feuerwehr-Ehrenzeichen der Sonderstufe Gold, welches er im Rahmen seiner Verabschiedung erhielt. Der Orden ehrt ihn insbesondere für einen Einsatz im Geseker Zementwerk, bei dem er sich selbst in Lebensgefahr brachte, um einen Zementwerksmitarbeiter zu retten. Die Gefahr sei ein ständiger Begleiter im Alltag eines Feuerwehrmannes, wie er hervorhebt: „Unsere Hauptaufgabe ist es nun einmal, in Not geratenes Leben zu schützen. Das ist manchmal nur unter Einsatz des eigenen Lebens möglich.“

Bessere technische Ausrüstung

In seine Fußstapfen tritt 2005 Malte Wiesner. Angesprochen auf die Veränderungen, die die Feuerwehr im Laufe der Jahrzehnte durchgemacht hat, nennt er auch eine Entwicklung mit leicht bitterem Beigeschmack: „Die Geselligkeit hatte früher einen etwas höheren Wert, da ist man nach den Einsätzen noch gemeinsam auf die Wache und hat das Erlebte im Gespräch verarbeitet. Das hat in den letzten Jahren schon ein wenig nachgelassen, weil die Leute heutzutage ganz anders vernetzt sind.“ Positiv sei dagegen die Qualität der technischen Ausrüstung, wie alle Familienmitglieder einstimmig betonen. „Zu meiner Zeit haben wir ein altes Bäckerauto umfunktioniert und rot lackiert. Heute hat man bessere Möglichkeiten, auch was die Löschwasserversorgung angeht“, blickt Eberhard Nagelmeier lachend zurück. Und Malte Wiesner ergänzt: „Früher waren die Unfälle auch heftiger, weil die Autos noch nicht so gut ausgestattet waren.“ Heutzutage ist die Feuerwehr Geseke längst auf dem aktuellen Stand der Technik, regelt unter anderem die Tagesverfügbarkeit der Einsatzkräfte digital über eine App.

Seit 2016 ist Florian Nagelmeier Leiter der Feuerwehr, folgte direkt auf seinen Cousin. Für die Zukunft sieht er die Wehr vor allem im Nachwuchsbereich gut ausgestattet: „Hier gibt es sogar eine Warteliste.“ Im aktiven Dienst könne man das Level aufgrund einiger Quereinsteiger zumindest halten.

Der Nachwuchs steht schon bereit

Sein Sohn Nick wird im August in die Jugendfeuerwehr eintreten. Auch Lea, Tochter von Fabian Nagelmeier, soll in ein paar Jahren mit dem zehnten Geburtstag diesen Schritt gehen. Für die Fortsetzung der Familiengeschichte dürfte also gesorgt sein.

Ehrenamt im Wandel

Sport, Kultur, Politik, Rettungswesen, Klimaschutz: Der freiwillige Einsatz für das Gemeinwohl in der Region ist vielfältig und unersetzlich. In unserer Themenreihe „Das Ehrenamt im Wandel“ schauen wir in diesen Wochen auf unseren Lokalseiten hinter die Kulissen des bürgerschaftlichen Engagements, das sich in den vergangenen Jahren auch im Altkreis Lippstadt merklich verändert hat.

Der Patriot - Geseker Zeitung vom 10.07.2020